65 Jahre Ordensschwester
Schwester Irmtrud blickt mit 92 Jahren auf ein erfülltes Leben
Schwester Irmtrud ist ein „Urgestein“ unter den Ordensschwestern und war von 1999 – 2005 selbst Generaloberin der Borromäerinnen.
Am 8. Mai 2023 feierte sie das sehr seltene 65jährige Ordensjubiläum.Sie sieht ihr langes Klosterleben als eine wunderbare Erfahrung an, für die Menschen da gewesen zu sein, und wenn nötig geholfen zu haben, ganz besonders bei Krankheit und im Alter.
„Mit unseren caritativen Projekten konnten und können wir auch dank der vielen Freunde und Wohltäter mittellose Kranke mit Medikamenten versorgen und die Not vieler bedürftigen und armer Menschen lindern. Ein weiterer Schwerpunkt unserer Arbeit ist die Erziehung und Bildung. Diese Arbeit war auch für mich eine Herzensangelegenheit; denn durch Bildung können die Mädchen unserer Schulen in Ägypten einen Beruf erlernen und damit eigenständiger werden. In der Erziehung vermitteln wir christlich humanistische Werte mit dem Zweck, die Würde jedes einzelnen Menschen zu achten, ein Leben ohne Gewalt und freier Meinungsäußerung zu führen und vor allem ein Gespür für Mitmenschlichkeit zu entwickeln.
Mir persönlich hat der Rückhalt in der Ordensgemeinschaft und auch die Bindung zur eigenen Familie geholfen und die Kraft gegeben, die Entscheidungen zu treffen, die notwendig waren. Dafür bin ich sehr dankbar. Jetzt im Alter und hier in Maria Frieden gibt uns das Zusammenleben mit den Schwestern Geborgenheit. Hier ist niemand einsam und allein. Wir sind nah beisammen und lernen immer noch jeden Tag voneinander.“
Mit Blick auf den mangelnden Nachwuchs der Ordensgemeinschaft, meint eine nachdenkliche
Sr. Irmtrud: „Wir haben keine Glaskugel, in der wir in die Zukunft schauen können. Die Zeiten haben sich im Vergleich vor 50 Jahren stark verändert und machen es möglichen Postulantinnen1) nicht leicht, sich für ein Leben im Kloster zu entscheiden. Es ist aber eine positive Entwicklung, dass inzwischen einige Ägypterinnen und Rumäninnen den Weg zu den Borromäerinnen gefunden haben. Nach wie vor funktioniert das nur, wenn im Innersten das Herz bei den Menschen ist und die Gedanken bei Gott sind.
Daneben sind die vielen Krisen und Katastrophen jedoch zur Zeit das größere Problem. Darum bete ich ganz besonders für den Frieden und für die Menschen, die durch Krieg, Naturkatastrophen, Hunger oder Krankheit leiden und für alle, die die derzeitige Lage zum Besseren bewegen können. Damit meine ich nicht nur einflussreiche Politiker und andere Persönlichkeiten, sondern auch uns selbst. Denn wir alle tragen Verantwortung. Im Vertrauen auf Gott hoffe ich, dass sich das Gute am Ende durchsetzt.“
DANKE Sr. Irmtrud.
Redaktion: Günter Naujoks, Vorstandsmitglied im Freundeskreis der Borromäerinnen Kloster Grafschaft e.V.,
erstellt im Juni 2023
1)Postulantin = eine in einen Orden oder in eine Kongregation neueingetretene Frau während der ersten Probezeit, dem sogenannten Postulat vor dem Noviziat.