GN redaktion freundeskreis: Es war ein freundlicher Empfang. Schwester Julia begrüßte mich herzlich an der Pforte des Gästehauses der Borromäerinnen in Altstädten bei Sonthofen. Es dauerte nicht lange und Sr. Hedwig und Sr. Nicoleta gesellten sich dazu. „Vor nicht allzu langer Zeit waren wir noch 12 Schwestern, heute sind wir nur noch zu dritt“, erzählt Sr. Hedwig, die mit ihren 76 Jahren noch tatkräftig den beiden jüngeren Schwestern unter die Arme greift. „Das hält mich jung und fit“ und lacht. In entspannter Atmosphäre fühlt sich der Gast sofort gut aufgehoben.
In dem Gästehaus können zwei geräumige Doppelzimmer und acht zweckmäßig eingerichtete Einzelzimmer für mindestens 3 Tage gebucht werden. Es ist eine saubere und preiswerte Unterkunft und deshalb ideal für Wandergruppen.
Das Kloster ist Ausgangspunkt für herrliche Wanderungen und Bergtouren in den Allgäuer Alpen. Bekannte Orte wie Oberstdorf, Hindelang, Fischen und das Tannheimer Tal sind ganz in der Nähe. Da sind drei Tage Mindestaufenthalt viel zu kurz.
Derzeit haben bei den Borromäerinnen drei ukrainische Familien mit insgesamt 10 Personen eine vorübergehende Bleibe gefunden. Die Verständigung mit den Schwestern funktioniert über eine Übersetzungs-App. „Wir kommen damit ganz gut zurecht“, so Sr. Nicoleta.
Mit der Unterbringung der Familien setzen die Schwestern ein Zeichen der Solidarität. Wie schon einmal vor einigen Jahren, als sie eine afghanische Familie mit 6 Kindern aufgenommen haben.
Obwohl sie selbst nicht betroffen sind, werden die Schwestern an ihr Schicksal erinnert, als sie Schlesien verlassen mussten und im Kloster Grafschaft eine neue Heimat gefunden haben.
Deshalb unterstützen sie und andere Bürger aus Altstädten, explizit Familie Schröttle, die Ukrainerinnen auch bei Behördengängen und helfen bei der Suche nach einer Beschäftigung. So arbeitet eine der Mütter inzwischen in einer Wäscherei. Die größeren Kinder gehen in Sonthofen zur Schule, wo eigens eine Klasse mit ukrainischen Kindern eingerichtet wurde. Die Kleineren warten noch auf einen Platz im Kindergarten. In der Nachbarschaft haben sie aber schon Freunde gefunden. Einer der Väter ist Soldat und kam diese Woche direkt von der ukrainischen Front zu Besuch. Die Freude war riesig, insbesondere bei den Kindern, die ihren Vater seit dem sie in Deutschland sind zum ersten Mal wieder gesehen haben. Nichts ist jedoch von Dauer. Denn alle wollen so schnell wie möglich wieder zurück in ihre geliebte Heimat.
Mein Besuch geht zu Ende und der Abschied ist genauso herzlich wie der Empfang.